Forschung am ZEL

KUGEL: „Kommunikation mit unterstützenden Gebärden – ein Eltern-Kind-Gruppenprogramm“

Evaluationsstudie

Hintergrund

Die Fähigkeit sich mitzuteilen (sei es durch Sprache oder beispielsweise durch Körperhaltung und Gesten) ist wichtig, um mit Anderen in Beziehung zu treten und eigene Bedürfnisse auszudrücken. Kinder mit einer verlangsamten allgemeinen Entwicklung, wie sie beispielweise im Rahmen eines genetischen Syndroms auftritt, benötigen meist mehr Zeit auf dem Weg zur Sprache.

Da die sprachlichen Fähigkeiten die gesamte allgemeine Entwicklung beeinflussen und entscheidend für die Mitteilung von Bedürfnissen sind, ist es wichtig, Kinder mit einer verlangsamten Entwicklung gezielt im Erwerb kommunikativer und sprachlicher Fähigkeiten zu unterstützen. Die beste Unterstützung können die Eltern oder andere wichtige Bezugspersonen geben, denn der Alltag mit dem Kind bietet unzählige Möglichkeiten, diesem den Spracherwerb gezielt zu erleichtern.

In der frühen Sprachförderung von Kindern mit verlangsamter Entwicklung hat sich die Verwendung von Gesten und Gebärden in der Kommunikation als sehr erfolgreich erwiesen. Gebärden werden von den Kindern leichter verstanden als Worte, sie bieten den Kindern eine frühe Möglichkeit, sich mitzuteilen und erleichtern ihnen den Erwerb der Lautsprache. Die Gebärden sind kein Ersatz für das Sprechenlernen, sondern eine wichtige Brücke auf dem Weg dorthin. Mit Kindern werden lautsprachunterstützende Gebärden (LUG) verwendet, mit denen beispielweise die wesentlichen Wörter eines Satzes durch die Gebärden besonders hervorgehoben werden: Der Hund (Gebärde für Hund) frisst (Gebärde für essen). (Es handelt sich hierbei nicht um die Gebärdensprache, die z. B. von Gehörlosen genutzt wird.)

Das neue entwickelte Programm Kommunikation mit unterstützenden Gebärden – ein Eltern-Kind-Gruppenprogramm (von Maydell, D., Burmeister, H. & Buschmann, A., 2014) möchte Familien mit einem entwicklungsverzögerten Kind genau hierbei unterstützen.

Im Rahmen des Programms erfahren interessierte Eltern oder andere Bezugspersonen in einer Kleingruppe von max. 10 Personen

- was lautsprachunterstützende Gebärden (LUG) sind,

- wie LUG den Spracherwerb erleichtern,

- wie LUG im Alltag bzw. in der Kommunikation mit dem Kind gewinnbringend eingesetzt werden.

Die wichtigsten Gebärden werden gemeinsam gelernt. Es gibt Zeit zum Austausch untereinander.

Ziel

Ziel dieser Studie ist die Überprüfung der Wirksamkeit des Programms KUGEL. Dabei werden u. a. die sprachlichen Fähigkeiten von Kindern, deren Eltern an KUGEL (Gruppe I) teilnehmen mit Kindern verglichen, deren Eltern an einem eintägigen Elternprogramm zum Gebärdeneinsatz teilnehmen (Gruppe II).
Die Zuordnung der teilnehmenden Familien zu einer der beiden Gruppen erfolgt nach dem Zufallsprinzip. Dies hat den Zweck, eine möglichst hohe wissenschaftliche Aussagekraft der Studie zu erreichen.

Teilnahmevoraussetzungen und Studienablauf

Im Rahmen der Studie können Kinder im Alter von 18 bis 48 Lebensmonaten mit einer verlangsamten allgemeinen Entwicklung, die noch nicht bzw. nur wenig (max. 15 Wörter) sprechen, teilnehmen. Diese Kinder laden wir ab März 2016 gemeinsam mit ihren Eltern zu einer ausführlichen Vor- und Nachuntersuchung (mit Schwerpunkt im sprachlichen Bereich) ein. Die Untersuchungssituationen werden kindgerecht und spielerisch durchgeführt und bereiten den Kindern in der Regel viel Spaß.

Im Anschluss daran nehmen Eltern der Gruppe I an dem Elterntraining KUGEL teil.

KUGEL findet als Kleingruppentraining für max. 10 Teilnehmer statt. Es umfasst insgesamt 7 zweistündige Termine im Abstand von etwa 2 Wochen. Davon sind 5 Termine am Abend für  Elterngruppensitzungen vorgesehen, wo Eltern strukturiert und praxisnah im Einsatz der lautunterstützenden Gebärden in der Kommunikation mit ihrem Kind angeleitet werden. Ein weiteres Treffen findet als Eltern-Kind-Gruppentreffen statt, wo Eltern sich gemeinsam austauschen  können und Gelegenheit haben, den Einsatz unterstützender Gebärden gemeinsam zu üben. Ein Termin dient speziell der individuellen Beratung für Eltern und Kind mit Videoanalyse, dort können persönliche Fragen zur Umsetzung der lautsprachunterstützenden Kommunikation geklärt werden (Individualschulung).

Eltern der Gruppe II nehmen an einem Tagesseminar in einer Kleingruppe von ca. 10 Personen teil. In diesem eintägigen Seminar werden entsprechend der Inhalte von KUGEL die Bedeutung der Verwendung von lautsprachunterstützenden Gebärden und deren gezielter Einsatz in der alltäglichen Kommunikation mit dem Kind Alltag vermittelt. Die wichtigsten Gebärden werden gemeinsam gelernt.

Kontakt

Bei Interesse an einer Studienteilnahme oder Fragen können Sie sich telefonisch oder per E-Mail an uns wenden. Wir informieren Sie gerne ausführlich.
Dr. Dipl.-Psych. Anke Buschmann

Falko Dittmann, M.Sc.
Telefon (06221) 651641-0
E-Mail: info@zel-heidelberg.de

Weitere Informationen finden Sie in unserem Flyer.

In Kooperation mit dem Werner-Otto-Institut gGmbH, Hamburg

Koordinator*innen: Dorothee von Maydell, Heike Burmeister, Dr. Anke Buschmann

Projektzeitraum: 2014-2017